Bergen – Historische Stadt ganz modern

Historische Gebäude, kleine Gassen und lebenslustige Märkte schmücken das Bild der norwegischen Großstadt Bergen auf beeindruckende Art und Weise.

Bergen in Norwegen
Die Stadt Bergen

Überall trifft man auf Reminiszenzen an die Vergangenheit, auf Spuren, die Jahrhunderte in einer Stadt hinterlassen haben, die sich zwar dem Zug der Moderne verschrieben hat, die eigenen Geschichten jedoch nicht außer Acht lässt.

Im Jahr 1070 bekam Bergen im norwegischen Vestlandet durch König Olav Kyrre die Stadtrechte verliehen.

Zur damaligen Zeit war sie nicht nur die größte Stadt Norwegens, sondern zugleich die Kapitale der Region Norgesveldet, die durch Island, Grönland und Teile Schottlands gebildet wurde.

Obwohl Oslo 1299 zur Hauptstadt Norwegens wurde, entwickelte sich Bergen als Handelszentrum weiter und gewann an prächtiger Größe. Während der Hanse profitierte die Stadt vor allem von dem Export von Trockenfisch.

Im 15. Jahrhundert wurde Bergen immer wieder von Schicksalsschlägen heimgesucht, die am Glanz der Stadt nagten. Erst als Schifffahrtszentrum gelang es ihr eine neue Blütezeit einzuleiten.

Trotz der heute imposanten Größe hat Bergen den Charme einer viel kleineren Gemeinde nie verloren und schafft es mit gerade diesem die Menschen zu fesseln und in den Bann zu ziehen.

Im Jahr 2000 erhielt Bergen die Auszeichnung als Europäische Kulturstadt und entwickelte sich für 12 Monate zum geheimen Nabel des Kontinents.

Die große Zahl an Sehenswürdigkeiten, das ausgeprägte kulturelle Leben und die Magie des Wassers machen Bergen bis heute zu einem der beliebtesten Ziele in Norwegen.

Bergen City
Ruhepause in Bergen, Foto: Sónia Arrepia Photography

Ein Blick hinter die Kulissen von Bergen

Zweifelsohne hat jede Straße der norwegischen Großstadt ihren ganz eigenen Charme und ein Flair, das die Menschen begeistert.

Das offizielle Herz Bergens ist jedoch die Lille Lungegårdsvann. Sie präsentiert sich als friedvolle Oase einer lebendigen Stadt, die durch jahrhundertealte Bäume, Grünland und ein Meer aus Rhododendron geprägt wird.

Schweift der Blick beim Besuch der Lille Lungegårdsvann Richtung Westen, trifft er auf den Festplassen, der mit seinem Musikpavillon direkt an die Oase grenzt. Seicht, aber entschlossen geht der Festplassen schließlich in die bekannte und überaus attraktive Boulevard Ole Bulls Plass über.

Der Weg führt seine Eroberer zum bekannte Nationaltheater Den Nationale Scene. Nur wenige Häuserblocks nördlich des Festplatzes öffnet der beliebte Fisketorget seine Pforten.

Der Fischmarkt von Bergen ist überregional bekannt und genießt bei Gourmets und Menschen, die sich der Frische verschrieben haben, einen hervorragenden Ruf. Südlich des Sees trifft man auf die wohl schönsten und zugleich wichtigsten Kunstgalerien der Stadt.

Pulsierend, abwechslungsreich und zweifelsohne aufregend ist die Straße zwischen dem Bryggen-Kai und Ovregaten, die nördlich des Hafens Vågen zu finden ist.

Auf einer beachtlichen Länge vereint sie den Glanz hanseatischer Gebäude mit atemberaubenden Sehenswürdigkeiten.

Das Wechselspiel zwischen alten und neuen Bauwerken bildet eine atemberaubende Kulisse, die dem Trubel der Straßen und Anlegestellen gerecht wird.

Auf den Spuren der Vergangenheit – Korskirken und Domkirken

Bergen ist reich an historischen Sehenswürdigkeiten, die sich oft als architektonische Meisterwerke präsentieren. Zu ihnen gehört die Korskirken, die sich ihren Gästen im Inneren des Vågen-Hafens zu erkennen gibt.

Die heutige Kreuzkirche wurde um 1100 als dreischiffige romanische Langkirche errichtet. Nachdem das Bauwerk 1615 um einen Südflügel ergänzt wurde, kam 1623 der Nordflügel dazu.

Schritt für Schritt entstand so ein kreuzförmiger Grundriss. Am Nordeingang findet sich noch heute ein wunderschönes Renaissance-Portal, das ein Monogramm von Christian IV. beheimatet.

Bekannt als Bergens Kathedrale zeigt sich die Domkirken mit einem unverwechselbaren Glanz und mit architektonischer Pracht. Ursprünglich wurde sie als die Pfarrkirche Olavskirken errichtet. Ihre Ursprünge lassen sich bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen.

Um 1250 wurde in Bergen ein Franziskanerkloster gegründet und die einstige Olavskirken ging in den Besitz der Mönche über. Ein Feuer beschädigte die Kirche so schwer, dass Norwegens erster lutherischer Bischof, Geble Pedersson, ab 1537 das Gotteshaus restaurieren ließ. Er ließ neben dem Bau eines Turms eine Uhr über dem Westeingang anbringen.

Zu den ältesten Bestandteilen, die noch heute in der Domkirken zu finden sind, gehört der gotische Chorraum, der mit seinen hohen Fenstern eine besondere Magie ausstrahlt. Im Inneren der Kathedrale befindet sich die bekannte Rieger-Orgel mit 61 Registern.

Häuser in Bergen
Bergen ist reich an historischen Sehenswürdigkeiten, die sich oft als architektonische Meisterwerke präsentieren.

Bergens Akvariet – ein Ziel für alle Altersklassen

Eine der wohl populärsten Attraktionen von Bergen ist das Akvariet in der Straße Nordnesbakken. Es beheimatet die größte europäische Sammlung an wirbellosen Tieren, sowie Salz- und Süßwasserfische.

Neun große und 40 kleine Becken sorgen für eine beeindruckende Vielfalt, die den Besuch im Akvariet begleitet. Zur Anlage gehören zudem zwei Teiche, die von Meeresvögeln, Robben und Pinguinen bewohnt werden.

Der Entwicklung des Meereslebens wird in dem Aquarium eine besondere Aufmerksamkeit zuteil und so widmet sich eine eigene Abteilung dieser mit all ihren Besonderheiten.

Jeden Tag werden aus den Tiefen des Byfjordes 3 Millionen Liter Meerwasser in die Aquarien gepumpt.

Sehenswert und ein Highlight besonderer Art ist Den Nationale Scene in Bergen. Das erste norwegische Nationaltheater findet seine Wurzeln im Norske Theater der Stadt. 1850 wurde das Norske Theater durch den Geiger Ole Bull gegründet.

Über sechs Jahre hinweg war der bekannte Henrik Ibsen ab 1851 Intendant des Theaters. Von 1857 bis 59 hauchte Bjornstjerne Bjornson dem Theater Leben ein. Aufgrund des umfangreichen Repertoires nimmt Den Nationale Scene eine besondere Rolle in Norwegens Theatergeschichte ein.

Die wichtigsten Museen in Bergen

Bergen beheimatet eine abwechslungsreiche und zugleich einzigartige Museumslandschaft, die einen Einblick in die Historie des Landes ermöglicht.

Eines der schönsten und zugleich interessantesten Museen ist De Naturhistoriske Samlinger. Der Teil des Bergens Museum umfasst eine umfangreiche botanische, zoologische und geologische Sammlung. Zu den Perlen gehören das Treibhaus und der botanische Garten.

Gemeinsam bilden die einzelnen Bereiche die naturgeschichtliche Sammlung des Bergen Museums. Vor allem während des Sommers gleicht der Botanische Garten, der in Bergen als Muséhagen bekannt ist, einem Meer aus tausenden Blüten.

Das ganze Jahr über kann man sich in dem angeschlossenen Gewächshaus von tropischen Pflanzen verzaubern und in den Bann ziehen lassen. Heute finden sich insgesamt 3000 verschiedene Spezies in dem botanischen Garten, der 1987 gegründet wurde.

Das Hanseatiske Museum von Bergen lädt Besucher zu einem Streifzug durch die Hansezeit ein. Bereits im Jahr 1872 wurde das heute bekannte Museum gegründet.

Es befindet sich in einem der zahlreichen deutschen Kaufmannshäuser, die in Bryggen zu finden sind. Das Haus wurde zum Ende der Hansezeit errichtet und befindet sich heute in einem hervorragenden Zustand.

Einst diente das Haus der Unterbringung von Kaufleuten. Aber auch Büros, Lager und zahlreiche Räume, die dem Trocknen von Fisch dienten, fanden in dem Gebäude ihren Platz.

Noch heute trifft man in dem Gebäude auf das Interieur, das bereits im frühen 18. Jahrhundert errichtet wurde. Es vermittelt einen hervorragenden Eindruck davon, wie die Menschen in der Vergangenheit lebten und arbeiteten.

Einen einzigartigen und zugleich unvergesslichen Einblick in die Geschichte ermöglicht der Stadtteil Bryggen. Wie Perlen an einer Kette reihen sich die alten hölzernen Lagerhäuser an der Nordseite des Hafens aneinander.

Einst waren sie nur als Tyskebryggen bekannt. Über 400 Jahre hinweg waren sie der Mittelpunkt des hanseatischen Handels in Norwegen. Doch bereits lange vor der Hanse-Ära waren Fisch und Handel der Alltag dieses Stadtteils.

Die mittelalterlichen Giebelhäuser, die noch heute ein unverwechselbares Flair schaffen, wurden mehrfach durch Brände zerstört. Ein solcher Rückschlag ereilte den Stadtteil zuletzt im Jahr 1955.

Nur zehn Giebel blieben von dem verheerenden Feuer verschont. Heute ist Bryggen in Bergen als beliebtes Domizil von Künstlern bekannt.

Zudem beheimatet der Stadtteil zahlreiche hervorragende Restaurants, die zum Schlemmen und Genießen einladen. Bryggen ist zugleich ein Welterbe der UNESCO und genießt so einen besonderen Schutz.

Zu Gast in Gamle Bergen

Im Jahr 1972 wurde die alte Stadt Bergen mit zahlreichen Distrikten zusammengelegt, die sich außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes befanden.

Plötzlich erhielt die Stadt eine unverwechselbare Größe und vereint heute Fjorde und Berge ebenso wie Moderne und architektonische Schätze. Einer Augenweide gleicht Gamle Bergen.

Das beeindruckende Freilichtmuseum liegt nur fünf Kilometer vom Zentrum entfernt und wurde bereits im Jahr 1949 gegründet.

Mit zahlreichen Möbeln, Kleidern, Alltagsgegenständen und Haushaltsgeräten zeigt das Freilichtmuseum das Leben in Bergen, wie es im 18. und 19. Jahrhundert typisch war.

Beim Besuch von Gamle Bergen lernen Gäste kleine Läden und einfache Werkstätten kennen, die einst den Alltag der Stadt prägten. Sie vermitteln aber auch einen einzigartigen Eindruck zu den unterschiedlichen Lebensbedingungen der gesellschaftlichen Klassen.

Ein herrlicher Ausflug, der Bergen von einer ganz anderen Seite zeigt, ist die Fahrt zum Floyen. Der Hausberg der Stadt ragt mit 320 m gen Himmel und ermöglicht Besuchern einen einzigartigen Blick über die Stadt.

Ausgehend vom Zentrum startet eine Standseilbahn täglich zum Floyen. Die Seilbahn stammt aus dem Jahr 1918 und vermittelt noch heute nostalgisches Flair. Einen Einblick in die Besonderheiten der Vergangenheit gewährt die Fantoft Stavkirke. Die Stabkirche, die ein beeindruckendes Zeugnis der norwegischen Architektur ist, entstand um 1150 in Fortun. Erst 1882 wurde sie schließlich nach Fantoft gebracht.

In Fantoft angekommen wurde sie mit steilen Dächern und Drachenspitzen versehen. 1992 zerstörte ein Brand das beeindruckende Bauwerk. Innerhalb von nur drei Jahren wurde die Stabkirche von den Einheimischen wieder aufgebaut.

In Norwegen war es nicht unüblich, dass Stabkirchen zu einem anderen Ort verlegt wurden. Viele wurden über die See transportiert und erhielten so einen neuen Standort.

Es ist die Mischung zwischen Altem und Neuem, sowie die Kombination zwischen Alltäglichem und Besonderem was Bergen zu einem Ziel macht, das vielseitiger und facettenreicher kaum sein könnte.

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Ich bin absoluter Skandinavien-Fan und reise schon seit über 12 Jahren in die schönen Länder Skandinaviens. Hier teile ich meine Erfahrungen und Tipps zu den skandinavischen Ländern und der Ostsee-Region.