Ostseeschutz geht uns alle an
Die Ostsee ist das jüngste Meer der Welt, hat aber mehr dramatische Veränderungen erfahren als andere, ältere Ozeane. Sie ist ein vielfältig bedrohtes Ökosystem, wobei ihr die Verschmutzung durch Plastik, die Überdüngung und Überfischung und der Massentourismus am meisten zusetzen. All diese Probleme versuchen Organisationen und Institute auf vielfältige Art und Weise zu lösen.
Bedrohungen der Ostsee
Verschmutzung der Ostsee mit Plastik
Ein Hauptproblem der Verschmutzung der Ostsee ist Plastik. Diese Art der Verschmutzung hat beachtliche Folgen.
Viele Meerestiere verwechseln das im Wasser schwimmende Plastik mit ihrer natürlichen Nahrung. Dieses aufgenommene Plastik verstopft den Verdauungstrakt der Tiere und sie verhungern bei gefülltem Magen. Auch an inneren Verletzungen, die durch das Plastik hervorgerufen wird, verenden die Tiere.
Da das Plastik im Meer eine Haltbarkeit von bis zu 450 Jahren besitzt, wird es nur sehr langsam zersetzt. Bei dieser Zersetzung durch Sonne, Reibung und dem salzhaltigen Wasser werden giftige Inhaltsstoffe freigesetzt. Zu diesen Inhaltsstoffen gehören Bisphenol A und verschiedene Weichmacher. Diese gelangen in die Nahrungskette und schädigen das Erbgut und auch den Hormonhaushalt der Meerestiere. Die genaue Auswirkung auf den Menschen ist noch nicht gänzlich erforscht, aber die Wissenschaftler gehen davon aus, dass somit auch beim Menschen Hormon- und Fortpflanzungsstörungen auftreten.
Auch ökonomische Probleme zieht der Plastikmüll nach sich. Die Reinigung von Stränden und Küsten verschlingt jährlich Millionen von Euro. Diese ästhetischen Probleme mit Müll an den Küsten ist in Gegenden, die vom Tourismus leben, nicht von der Hand zu weisen. Aber nicht nur an Land entstehen diese hohen Kosten, sondern auch zu Wasser. Das Plastik verursacht auch Schäden an Booten, Netzen und Filteranlagen.
Verschmutzung der Ostsee durch erhöhten Schadstoffeintrag
Die Überdüngung der Ostsee stellt ein großes Problem dar. Diese Überdüngung ist durch die anliegende Landwirtschaft bedingt. Durch diese Nährstoffeinträge von Phosphor und Stickstoff kommt es zu einem übermäßigen Wachstum von Phytoplankton (kleine schwebende Algen) und Makrophyten (große, festsitzende Algen). Durch dieses übermäßige Wachstum kommt es zu einem Lichtmangel und auch zu einem Sauerstoffmangel durch die im Überfluss gebildete pflanzliche Biomasse. Dieser Sauerstoffmangel führt zur Flucht von beweglichen Tieren und zum Absterben von festsitzenden Tieren. Der Nährstoffeintrag geht seit den 1980er Jahren zurück, aber die Ostsee ist immer noch stark eutrophiert.
Überfischung der Ostsee
Die Überfischung der Ostsee ist ein großes Problem. Der Hering und der Dorsch sind die Fische, welche von Überfischung betroffen sind, da sie die wichtigsten Speisefische der Ostsee sind.
Warum kommt es aber zur Überfischung? Der Hauptgrund ist die große Nachfrage nach den beliebten Speisefischen. Auch das Verlangen der Verbraucher nach günstigem Fisch lässt die Fischer immer weiter fischen. Die Unstimmigkeiten zwischen den Fischern, Forschern und der EU ist auch ein Grund für die Überfischung. Hierbei sind die Fischer gegen die von Umweltschützern verlangten Regeln zur Einhaltung der Schonzeit. Die Umweltverbände empfinden die Politik als Gescheitert und so gibt ein Wort das andere.
Die Folgen der Überfischung sind weitreichend. So ist das Aussterben von Fischarten eine direkte Folgeerscheinung der Überfischung. Zu den Arten, welche akut vom Aussterben bedroht sind, sind die oben genannten Arten und auch der Aal gehört zu diesen bedrohten Arten.
Die Überfischung und somit das Aussterben von Arten ist ein starker Eingriff in das Ökosystem Ostsee.
Auch die Politik würde die Folgen spüren. So würde die Fischpolitik der EU verstärkter kritisiert und der jetzt schon vorhandene Streit zwischen der Politik einzelner Länder und den Fischern würde sich noch weiter steigern.
Jeder kann gegen das Problem der Überfischung etwas tun. So kann der Fischkonsum von bedrohten Arten eingestellt werden. Es sollte beim Kauf auf Fischarten geachtet werden, welche nicht vom Aussterben bedroht sind. Hierzu geben verschiedenen Bio- und Umweltsiegel Hinweise auf der Verpackung.
Massentourismus
Die Ostsee wird ein immer beliebteres Urlaubsziel. Durch die immer wärmer werdenden Sommer und dem geringen Niederschlag entscheiden sich immer mehr Urlauber für einen Aufenthalt an der Ostsee. Dies bringt viele Vorteile für diejenigen, die vom Tourismus leben, aber auch Nachteile.
Zu diesen Nachteilen gehört ein steigender Verkehr. Auch ein erhöhter Trinkwasserbedarf in Zeiten, in denen die Sommer immer trockener und heißer werden.
Diese vielen Menschen sind auch ein Grund für den Plastikeintrag in die Ostsee. Mehr Touristen haben auch mehr Personen zur Folge, die ihren Müll fehlerhaft entsorgen. Auch finden sich immer noch Hotels, die ihre Abfälle direkt ins Wasser einleiten.
Um diese erhöhten Eintrag von Müll zu verringern, sollte jeder seinen Konsum überdenken und darauf achten seinen Abfall korrekt zu entsorgen.
Organisationen und Ihr Schutz-Projekte für die Ostsee
NABU – Meer ohne Plastik
Dieses Projekt wurde vom NABU im Jahr 2010 gestartet. Hierbei hat der Naturschutzbund Informationsmaterialien in Zusammenarbeit mit Fischern und Wassersportlern erstellt. Auch Reinigungsaktionen an den Stränden der Ostsee wurden organisiert.
Der NABU setzt sich in der Wirtschaft und Politik dafür ein, dass es eine bessere Abfallentsorgung in den Häfen gibt. Auch mit den anliegenden Kommunen wurden Maßnahmen entwickelt, um den Eintrag von Müll in das Meer zu verhindern.
Die eindringlichste Maßnahme, um die Mülleintrag in das Meer zu stoppen, ist das Vermeiden von Abfällen und die Umstellung auf ein Mehrwegsystem und Langlebigkeit in der Produktlandschaft zu forcieren.
Bei diesem Projekt setzt der NABU auch auf privatwirtschaftliche Partner. So unterstützt Veolia den NABU beim Projekt Meere ohne Plastik
NABU – Fishing for Litter
In der Ostsee finden sich viele Plasteabfälle. Diese werden immer wieder von den Fischern in ihren Netzen gefunden. Dieser Müll muss irgendwie entsorgt werden, und so hat der NABU effektive Entsorgungsstrukturen für die Abfälle in den Ostseehäfen entwickelt. Im Jahr 2011 wurde diese Initiative gestartet und sie wächst immer noch.
Diese Idee wird schon seit einigen Jahren in anderen EU-Staaten angewandt. Und sie ist sehr einfach und effektiv.
Die Fischer erhalten Sammelsäcke, mit denen sie den Müll, welcher sich in den Netzen verfängt, einsammeln und in die Häfen transportieren. Hier werden sie in Containern für die Entsorgung gesammelt.
Der Abfall wird nun sortiert, um daraus Informationen über die Herkunft des Mülls zu sammeln. So können Maßnahmen entwickelt werden, um die Meere sauber zu halten. Der Grüne Punkt – Duales System Deutschlands arbeitet hier mit dem NABU zusammen und arbeitet die gefischten Abfälle auf.
Thünen-Institut für Ostseefischerei
Um bestimmte Fischfamilien selektiv zu fangen, müssen die Fischereimethoden verändert werden. Das Thünen-Institut für Ostseefirscherei forscht an verschiedenen Schleppnetzen. Hierbei sollen die Netze so aufgebaut sein, dass sie in zwei Kompartimente, oben und unten, aufgeteilt sind. Durch diese Aufteilung werden ganze Fischfamilien vor dem Fang geschützt.
Wenn Dorschartige geschützt werden sollen, so öffnen die Fischer die obere Hälfte des Netzes und die Fische schwimmen heraus und die Plattfische sammeln sich in der unteren Netzhälfte. Wenn dagegen die Plattfische nicht gefischt werden sollen, so öffnen die Fischer den unteren Teil des Netzes und die Fische können heraus schwimmen.
WWF – Geisternetz-Projekt
Seit 2013 ist der WWF gegen Geisternetze aktiv. Hierbei wurden verschiedene Methoden der Netzbergung getestet. Im Jahr 2016 wurde die Netz-Harke zur Bergung eingeführt. Weiterhin wurden verschieden Wege für das Recycling der Geisternetze erforscht. Für diese Aufgabe ist der WWF Partner im europäischen Projekt gegen Meeresmüll, dem „MARELITT Baltic“ geworden. Die verschiedenen Techniken des Recycling wurden in einem Leitfaden gebündelt und werden für alle zur Verfügung gestellt.