Weihnachten in Island – Isländische Bräuche und Traditionen in der Weihnachtszeit

Gleðileg jól! – so wünscht man sich frohe Weihnachten in Island. In Island wird die Weihnachtszeit nicht nur durch den christlichen Glauben, sondern auch durch die traditionelle Mythologie geprägt. Dadurch ist Weihnachten in Island eine ganz besonders magische Zeit.

Weihnachten in Island
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Die Vorweihnachtszeit in Island

Wie auch in Deutschland, beginnt die Weihnachtszeit in Island bereits mehrere Wochen vor dem Heiligabend. Die Isländer nutzen diese Zeit um ihre Häuser zu schmücken und sich auf Weihnachten einzustimmen. Ebenso gehen sie in dieser Zeit zahlreichen Traditionen nach. 

Die Adventszeit in Island

Die Adventszeit verläuft in Island ähnlich wie in Deutschland. Den in Deutschland bekannten Adventskranz gibt es in Island bereits seit den 1930er Jahren. Allerdings war er anfangs nicht sehr populär und wurde erst einige Jahre später wirklich bekannt.

Oft werden in Island auch Fensterbögen mit sieben Kerzen, die heutzutage meistens elektrisch sind, an den Fenstern aufgestellt. Diese Fensterbögen sieht man auch in Deutschland häufig. 

Jólasveinar – die 13 Weihnachtstrolle

Eine der wohl größten Besonderheiten der isländischen Weihnachtszeit sind die 13 Jólasveinar (die 13 Weihnachtstrolle oder auch Weihnachtsgesellen). Die Jólasveinar stammen aus der Mythologie. 

Es wird gesagt, dass eine böse Trollfrau namens Grýla mit ihrem Mann Leppalúði und der Weihnachtskatze Jólaköttur im isländischen Hochland wohnt.

Die 13 Weihnachtstrolle gelten als Kinder von Grýla und Leppalúði. Die Weihnachtskatze Jólaköttur frisst angeblich alle Menschen, die die Wolle des Herbstes nicht zu Kleidung verarbeitet haben. Haben sie dies aber getan, erhalten sie zu Weihnachten Kleidung.

Die 13 Weihnachtstrolle galten, im Gegensatz zu dem in Deutschland bekannten Weihnachtsmann, lange als grob und rau. Inzwischen hat sich ihr Ruf aber verbessert. Heutzutage spielen sie angeblich harmlose Streiche, bringen aber auch Geschenke mit.  

Man sagt, dass sie von ihrer Mutter nur einmal im Jahr aus dem Haus gelassen werden. Zwischen dem 12. und dem 24. Dezember kommt täglich einer von ihnen aus den Bergen um die Menschen zu besuchen.

Am Heiligabend sind sie dann alle zusammen. Anschließend geht täglich einer von ihnen zurück in die Berge, bis sie am 6. Januar alle wieder verschwunden sind. Es hat also jeder von ihnen einen eigenen Zeitraum, in dem er die Menschen besucht. Ebenso trägt jeder von ihnen einen eigenen Namen.

ZeitraumName
12.12. bis 25.12.Stekkjastaur (Pferchpfosten)
13.12. bis 26.12.Giljagaur (Schluchtenkobold)
14.12. bis 27.12.Stúfur (Knirps)
15.12. bis 28.12.Þvörusleikir (Kochlöffellecker)
16.12. bis 29.12.Pottaskefill (Topfschaber)
17.12. bis 30.12.Askasleikir (Essnapflecker)
18.12. bis 31.12.Hurðaskellir (Türzuschläger)
19.12. bis 01.01.Skyrgámur (Quark-Gierschlund)
20.12. bis 02.01.Bjúgnakrækir (Wurststibitzer) 
21.12. bis 03.01.Gluggagægir (Fensterglotzer)
22.12. bis 04.01.Gáttaþefur (Türschlitzschnüffler)
23.12. bis 05.01.Ketkrókur (Fleischkraller)
24.12. bis 06.01.Kertasníkir (Kerzenschnorrer)

Es ist Brauch, dass die Kinder in den 13 Tagen, in denen die Jólasveinar aus den Bergen zu ihnen kommen, abends einen Schuh an ihr Fenster legen. War man artig, bekommt man ein Geschenk. Wenn man unartig war, findet man angeblich bloß eine Kartoffel in seinem Schuh. 

Þorláksmessa – die Torlaksmesse 

Die Þorláksmessa (Torlaksmesse, Thorlaksmesse, Tollesmesse oder Sjursmesse) wird in Island am 23. Dezember gefeiert. Dieses Vorweihnachtsfest wird zur Erinnerung an den isländischen Bischof Þorlákur Þórhallsson (Thorlak Thorhallson) gefeiert, der von 1133-1193 lebte. 

Der Bischof wurde schon als er noch lebte als Heiliger verehrt. Allerdings wurde er erst am 14. Januar 1984 von Papst Johannes Paul II als Schutzheiliger Island bestätigt. 

Zur Torlaksmesse geht man in Island verschiedenen Bräuchen nach. Einer der Bräuche ist das Putzen und Aufräumen vor Weihnachten, um alle bösen Geister und Mächte zu entfernen. 

Das traditionelle Essen zur Torlaksmesse ist kæst skata. Kæst skata ist fermentierter Rochen, der auch Gammelrochen genannt wird. Das Fleisch des Rochen muss mindestens vier Wochen fermentieren, da es sonst hochgiftig und ungenießbar ist. Durch die Fermentation entweichen die Giftstoffe, sodass der Verzehr keine Gefahr mehr darstellt. 

Heiligabend in Island

Der Heiligabend wird in Island am 24. Dezember um 18 Uhr von den Glocken des Reykjavíker Dom eingeläutet. Man verbringt den Abend traditionell mit der Familie. Dazu gehören ein Festessen und das Austauschen von Geschenken

Traditionelles isländisches Weihnachtsessen

Das Weihnachtsessen ist in Island traditionell sehr fleischlastig. Typisch sind geräucherter Schweinerücken, Alpenschneehuhn oder auch geräuchertes Lammfleisch (Hangikjöt). Aber auch Fisch wird zu Weihnachten in Island oft gegessen. Lachs und Forelle sind hier besonders beliebt. 

Eine traditionelle Nachspeise ist Mandelreisbrei oder Milchreis, in dem eine ganze Mandel untergemischt wird. Der glückliche Finder der Mandel erhält ein zusätzliches kleines Geschenk. Ingwerplätzchen sind auch sehr beliebt.

Ebenso üblich ist Laufabrauð (Laubbrot oder auch Schneeflockenbrot). Ursprünglich stammt das Laufabrauð aus dem Norden Islands, gehört aber jetzt in ganz Island zum Weihnachtsfest dazu. Laufabrauð wird aus einem dünne Teigfladen hergstellt, der in Handarbeit mit individuellen Mustern verziert und dann in heißem Fett ausgebacken wird. 

Hangikjot Weihnachten in Island
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Bücher – das beliebteste Weihnachtsgeschenk Islands

In Island gibt man sich am Heiligabend gegenseitig Geschenke. Am häufigsten werden hierbei Bücher verschenkt. Bücher sind in Island allgemein sehr beliebt, doch besonders zur Weihnachtszeit kommt es zu einer regelrechten Bücherflut.

Diese Bücherflut zählt in Island als alljährliche Tradition und wird auf Isländisch „Jólabókaflóð“ genannt. Aufgrund dieser Tradition, werden die meisten Bücher in Island erst im späten Herbst veröffentlicht, sodass man sie als Weihnachtsgeschenk erwerben kann. 

Im November wird dann ein Katalog veröffentlicht und an alle Haushalte verteilt. Dieser Bücherkatalog enthält alle isländischen Neuerscheinungen. Neben Büchern wird auch Schokolade häufig verschenkt. 

Die Geschichte der Weihnacht in Island

Weihnachten hat sich im Laufe der Jahre von Land zu Land unterschiedlich entwickelt. So enthält das isländische Wort “jól” für Weihnachten im Vergleich zu dem deutsche Wort “Weihnachten” keinen Bezug zum christlichen Glauben oder der Kirche.

Das isländische Wort „jól“ hat die gleiche Bedeutung wie das altnordische Wort „jōl“, das „Julfest“ bedeutet. Das nordische Julfest wurde im Zuge der Christianisierung, welche in Island im Jahre 1000 begann, zum Weihnachtsfest, das wir heute kennen. Am Julfest feiert man die Wintersonnenwende.

Inzwischen feiert man an Weihnachten in Island die Geburt Christi und ebenso die Wintersonnenwende. Der 21. Dezember ist der kürzeste Tag im Jahr und die Isländer freuen sich, dass die Tage ab dem 22. Dezember wieder länger werden.

Ebenso interessant ist die Tatsache, dass in Island erst seit 1960 Weihnachtsbäume aufgestellt werden. Der Grund dafür ist, dass in Island nahezu der gesamte heimische Wald abgeholzt wurde.

Das Holz wurde zum Bauen verwendet und teilweise wurden Bäume auch abgeholt, um Platz für Weiden zu schaffen. Die Weihnachtsbäume, die man heutzutage in Island verwendet, werden entweder aus Schweden hergebracht oder durch gezielte Anpflanzung selbst gezogen. 

Was man in Island zu Weihnachten beachten sollte

  • Restaurants, Museen, Geschäfte und andere öffentliche Einrichtungen haben am 1. Weihnachtstag geschlossen.
  • Weihnachten ist in Island ein Fest der Familie. Falls man plant, alleine nach Island zu reisen, ist die Weihnachtszeit dafür nicht die beste Zeit. Die meisten Leute sind mit ihren Familien beschäftigt und die Städte sind nahezu leer. 
  • Kneipen, Bars und Restaurants haben am 2. Weihnachtstag geöffnet und viele junge Isländer feiern dort bis spät in die Nacht. 
  • Dennoch stehen in Island, wie auch in Deutschland, die Kinder an Weihnachten im Vordergrund. Das Weihnachtsfest ist also nicht für alle Isländer ein Anlass Alkohol zu konsumieren. 
  • Plant man einen Aufenthalt in Island während der Weihnachtszeit, sollte man dabei unbedingt das Wetter bedenken. Im Dezember herrschen in Island meist Temperaturen um den Gefrierpunkt. Im Dezember gibt es in Island am meisten Niederschlag. Auch Schneefall ist häufig. In der Hauptstadt Reykjavík gibt es am seltensten Schnee, da hier das Klima wärmer ist als in den restlichen Teilen Islands. Eine Mütze, Handschuhe, einen Schal, warme Kleidung und eine wasserdichte Jacke sollte man auf jeden Fall mitbringen. 
Reykjavik Kirche
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Fazit

Island, die Insel aus Feuer und Eis, ist auch zur Weihnachtszeit ein besonders magischer Ort. Das isländische Weihnachtsfest ähnelt in vielerlei Hinsicht dem deutschen Weihnachtsfest.

Die wohl größte Besonderheit ist, dass es in Island keinen Weihnachtsmann, sondern 13 Weihnachtstrolle (Jólasveinar) gibt. Das isländische Weihnachtsfest hat sich aus dem Julfest entwickelt, welches zum Feiern der Wintersonnenwende diente.

Heutzutage feiert man an Weihnachten in Island sowohl die Wintersonnenwende, als auch die Geburt Christi. Weihnachten ist in Island ein Fest der Familie und wird von vielen kulinarischen und auch anderen Traditionen begleitet.

Wer bringt in Island die Weihnachtsgeschenke?

In Island bringen, im Gegensatz zu Deutschland, nicht der Weihnachtsmann oder das Christkind die Geschenke. Stattdessen bringen 13 Weihnachtstrolle, die Jólasvainar, die Geschenke. 

Was isst man an Weihnachten in Island?

Traditionelle Weihnachtsgerichte in Island sind beispielsweise Hangikjöt (geräuchertes Lammfleisch), geräucherter Schweinerücken oder Alpenschneehuhn.

Wann wird Weihnachten in Island gefeiert?

Die Mehrheit der Isländer feiert Weihnachten am 24. Dezember ab 18 Uhr.

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Ich bin absoluter Skandinavien-Fan und reise schon seit über 12 Jahren in die schönen Länder Skandinaviens. Hier teile ich meine Erfahrungen und Tipps zu den skandinavischen Ländern und der Ostsee-Region.