Ålandinseln – Im Zauber der lieblichen Schärenlandschaft
Am Südrand des Bottnischen Meerbusens präsentiert sich mit den finnischen Ålandinseln eine liebliche Schärenlandschaft, die zwischen Schweden und Finnland ihre ganze Schönheit entfaltet.
Ein mildes Klima und die zahlreichen Sonnentage machen die Inselgruppe zu einem der populärsten Reiseziele des Landes. Auf einer Fläche von 6739 km² leben in dem autonomen Verwaltungsgebiet rund 25.200 Menschen. Trotz des aufstrebenden Tourismus haben sich die Ålandinseln bis heute ihren Charme der Vergangenheit bewahren können. Obwohl die Inselgruppe zu Finnland gehört, ist die Region, die sich aus mehr als 6500 Inseln, Felsen und Klippen zusammensetzt, komplett schwedischsprachig. Auf allen Inseln begegnet man einer ganz eigenen Welt, die vor allem durch eine für Skandinavien doch sehr untypische Flora geprägt wird. Die einzigartige Flora, die von Eichen, Ahorn, Linden und unterschiedlichen Orchideengewächsen zum Leben erweckt wird, findet mit den vielen Sonnenstunden, dem milden Klima und dem kalkreichen Boden hervorragende Voraussetzungen.
Obwohl sich die Ålandinseln aus tausenden einzelnen Inseln zusammensetzen, sind heute nur noch 50 bis 60 bewohnt. Neben der Schifffahrt prägt die Landwirtschaft das alltägliche Leben. Eine besondere Aufmerksamkeit wird dem Gemüseanbau zuteil. Bereits vor Jahren hat der Tourismus auf den Inseln Einzug gehalten. Mit ihm entstanden zahlreiche Hotels, Gastheime und Restaurants. Während des Sommers legen zahlreiche Freizeitkapitäne in den Häfen der Orte an. Ein besonderes Highlight ist das Ålandia Match Race in Mariehamn, das jedes Jahr Weltklassesegler in den Norden Europas lockt. Die große Aufmerksamkeit, die den Ålandinseln heute zuteilwird, kann unter anderem mit dem Duty-Free-Status der Inseln begründet werden. Seitdem die Duty-Free-Shops in der Europäischen Union weggefallen sind, gehören die Ålandinseln zu den letzten Duty-Free-Oasen in der EU.
Ein Sprung in die Geschichte der Ålandinseln
Schon 4200 vor Christus ließen sich die ersten Menschen auf den Ålandinseln nieder. Funde von Steinhügelgräbern aus der Zeit von 1500 bis 400 vor Christus belegen die frühe Siedlungstätigkeit der Inseln. Immer mehr wurden die Ålandinseln im Laufe der Jahrhunderte zum Brückenkopf zwischen Finnland und Schweden. Stetig verzeichnete die Bevölkerung der Orte ein anhaltendes Wachstum. Im Jahr 1638 wurde erstmals ein regelmäßiger Postgang über Åland errichtet. 1714 wurde es schließlich im großen Nordischen Krieg durch die Russen zerstört. Ein großer Teil der damaligen Bevölkerung fand in Schweden einen Zufluchtsort.
Nachdem 1718 der Frieden zwischen den nordischen Ländern beschlossen wurde, besetzten die Russen bereits wenige Jahre später, 1742, erneut die Inseln. Gemeinsam mit ganz Finnland fielen die Ålandinseln im Jahr 1809 an Russland. Erst nach dem Zerfall des russischen Zarentums begannen 1917 erste Bestrebungen, die Inseln an das einstige Mutterland Schweden anzuschließen. 1921 wurden die Inseln durch den Völkerbund in Den Haag der seit 1917 bestehenden selbständigen Republik Finnland zugesprochen. Finnland garantierte den Bewohnern bereits zu Beginn die vollständige Selbstverwaltung und den ausschließlichen Gebrauch der schwedischen Sprache. Zugleich durften die Bewohner die ihnen bekannte Kultur und die gebräuchlichen Sitten weiterführen. Bis heute sind die Ålander stolz auf ihre Selbständigkeit und möchten nicht als Finnen bezeichnet werden. Sie sind ein Volk für sich und sind zugleich ein Volk, das durch Herzlichkeit und Gastfreundschaft charakterisiert wird. Noch immer dürfen nur die Menschen Grund auf den Inseln erwerben, die auch auf ihnen geboren wurden. Festlandfinnen dürfen nur dann Land erwerben, wenn sie nachweisen können, dass sie bereits seit mindestens fünf Jahren auf den Ålandinseln leben und zudem ausreichend schwedisch sprechen.
Mariehamn – die Stadt der tausend Linden
Das bekannteste Reiseziel der Ålandinseln ist die Hauptinsel Åland. Gern wird sie als das Festland Åland bezeichnet. Auf ihr liegt die größte Stadt der Inselgruppe – Mariehamn. Heute leben in Mariehamn rund 11.000 Menschen. Bekannt ist sie als die Stadt der tausend Linden. Im Jahr 1861 wurde Mariehamn durch Zar Alexander II. auf einer Landzunge gegründet und nach seiner Gemahlin Maria Alexandrowna benannt. Bereits seit 1889 präsentiert sich mit Mariehamn eine viel besuchte Kultur- und Badestadt. Heute verbirgt sich hinter ihr zugleich das Wirtschafts- und Verwaltungszentrum von Åland.
Die Lebensader von Mariehamn ist die ein Kilometer lange Prachstraße Norra Esplanadgatan. Sie führt vom West- zum Osthafen und bietet Besuchern die Möglichkeit das alte Seefahrtsviertel zu entdecken. Rund um die lebhafte und einladende Fußgängerzone präsentiert sich das Geschäftszentrum der Stadt. Viele Restaurants bieten Gästen die Möglichkeit åländische Spezialitäten zu probieren. Für besondere kulinarische Erlebnisse sorgen der Kastelholmskäse, frische Weinbergschnecken und Strömlinge, die in Holzgefäßen eingelegt werden. Direkt an der Norra Esplanadgatan liegt die Kirche St. Göran. Sie wurde im Jahr 1927 errichtet und präsentiert beeindruckende Glasmalereien.
Noch heute kann man sich in Mariehamn auf die Spuren des bekannten Reeders Gustaf Eriksson begeben. Er lebte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Stadt und wurde mit seinen mehr als 40 Segelschiffen zu einem der größten Reeder der Welt. Obwohl die Epoche der Dampfschifffahrt bereits begonnen hatte, machte er sich mit seinen Seglern auf den Weg über die Weltmeere. Am Westhafen von Mariehamn präsentiert sich mit der 95 m langen Viermastbark Pommern ein Wahrzeichen der Stadt. Heute befindet sich in der historischen Pommern ein interessantes Museum. Der Stadt ist es gelungen, die ursprüngliche Form des Frachtenseglers aus der Flotte von Eriksson zu erhalten.
Ein Ziel für Familien mit Kindern – der Ålandsparken
Auch wenn die Ålandinseln keinen Tivoli beherbergen, präsentieren sie mit den Ålandsparken ein Highlight für Familien mit Kindern. Der sehenswerte Vergnügungspark liegt am Westhafen der kleinen Insel Lilla Holmen und lädt mit zahlreichen Restaurants zum Genießen ein. Daneben bietet er Karussells, ein Kasino, einen Streichelzoo und Jetcars. Der Ålandsparken hat ausschließlich von Mai bis August geöffnet und gehört zu den bekanntesten Zielen der Inselgruppe.
Nur drei Kilometer von Mariehamn entfernt stößt man auf das Naturschutzgebiet Ramsholmen. In dem Gebiet begegnet man einer Flora, die für die Ålandinseln typisch ist. Neben den artenreichen Hainwiesen säumen Laubgehölze die Region. Während des Frühlings präsentiert sich das Naturschutzgebiet als Blütenmeer beeindruckender Größe. Weiße Anemonen und kleine, leuchtendgelbe Tussilago zeichnen ein Bild, das durch Idylle und Magie geprägt wird.
Zu Gast beim Gibraltar des Nordens
23 km nordöstlich von Mariehamn stößt man auf einen Ort, der noch heute durch Historie geprägt wird. Die Festung Kastelholm wurde einst als Gibraltar des Nordens geplant. Die gekrönten Häupter besuchten die imposante Festung nach ihrer Errichtung jedoch nur selten. Trotzdem beheimatete Kastelholm Adlige, die noch heute in der Geschichte Nordeuropas einen festen Platz finden. So residierte der schwedische König Gustav Wasa gemeinsam mit seiner dritten Frau Catherine Stenbock während seiner Jagdausflüge auf Kastelholm. Hingegen wurde sein Halbbruder Erik XIV. im Herbst des Jahres 1571 gemeinsam mit seiner Familie über Monate hinweg auf der Festung gefangen gehalten. Erstmals wurde die Burg 1388 schriftlich erwähnt. Ihr Bau lässt sich bis auf 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Kastelholm war bis zum Jahr 1634 Sitz des Statthalters von Åland.
1507 wurde die Festung durch eine dänische Flotteneinheit unter der Führung von Sören Norrby verwüstet. Nachdem sie wieder aufgebaut wurde, wurde sie Mitte des 18. Jahrhunderts durch ein Feuer weitestgehend zerstört. Über Jahrhunderte hinweg nagte die Zerstörung an dem beeindruckenden Bauwerk. Erst in den 1980er Jahren wurde schließlich mit einer umfassenden Restaurierung begonnen. Heute kann Kastelholm als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Ålandinseln im Rahmen von Führungen besichtigt werden.
Das Freilichtmuseum Jan Karlsgården befindet sich nur wenige Kilometer von Kastelholm entfernt. Es ermöglicht einen beeindruckenden Einblick in die alte ålandische Bauernkultur. Teil des Museums ist das Krongefängnis Vita Björn. Der Weiße Bär beheimatet Einrichtungen, die ihre Ursprünge im 18. Jahrhundert finden.
Zu Gast auf der Festung Bomarsund
In der Nähe von Kastelholm liegt die Festung Bomarsund. Sie wurde um 1830 erbaut und sollte einst die größte Burg des Nordens werden. Dem zaristischen Russland diente sie lange als Festung. 1854 wurde sie während des Krimkriegs von einer alliierten französisch-britischen Flotte bombardiert und gänzlich zerstört. Im nahegelegenen Lotsenhaus auf der Insel Prästö informieren zahlreiche Stücke der Vergangenheit über die Geschichte der Festung und die Historie der Region. An dieser Stelle befindet sich ebenso der Startpunkt eines sieben Kilometer langen Kulturwanderwegs. Er führt an zahlreichen historisch interessanten Orten vorbei und ermöglicht einen einzigartigen Einblick in die russische Epoche.
Hammarland und Eckerö – zwei verschlafene Perlen
Etwa 21 km von Mariehamn entfernt präsentiert sich mit der Kirche St. Catharina von Hammarland ein Bauwerk, das typischer für die Ålandinseln kaum sein könnte. Es wurde wie für die Inseln typisch aus Feldsteinen errichtet. Bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts soll die Kirche in Hammarland erbaut wurden sein. Zu den Besonderheiten des Bauwerks gehört der Wehrturm, der bereits aus der Ferne zu sehen ist. In den vergangenen Jahrhunderten war es üblich, dass die Kirchbesucher ihre Pferde in den benachbarten Ställen untergestellt haben. Zur Gemeinde Hammarland gehört ein Heimatmuseum, das im Ort Skarpnåtö angesiedelt ist. Das Museum umfasst Hofanlagen, die aus dem 18. Jahrhundert stammen. In ihnen treffen Besucher noch heute auf zahlreiche alte bäuerliche Gebrauchsgegenstände. Die historischen Windmühlen zeichnen ein Panorama, das einzigartiger kaum sein könnte.
Auch Storby lädt mit einem Postmuseum zum Sprung in die Vergangenheit ein. Das Postmuseum wurde in einem alten Posthaus untergebracht, das einst von Carl Ludwig Engel im Empirestil errichtet wurde. In dem Museum sind die kleinen Postboote zu sehen. Mit ihnen wurde bis 1910 die Post der Zaren nach Schweden befördert. Alljährlich findet im Juni das 40 km lange und sehr traditionelle Postbootrennen statt. Es führt über den Bottnischen Meerbusen bis nach Grisslehamn. Die Gemeinde Lemland bietet mit dem Wikingerfriedhof eine weitere Reminiszenz an die Vergangenheit. Er gehört zu den größten Friedhöfen dieser Art auf Åland und beheimatet eine labyrinthische Steinsetzung, die auf einen Kultplatz der Wikinger hinweist.
Weitere Regionen in Finnland