Feste in Schweden – ein Volk feiert!
In Schweden feiert man seit Jahrhunderten und das außergewöhnlich gern. Stehen im nordeuropäischen Land Feste vor der Tür, zieht es die Einheimischen auf die Straßen. Viele schwedische Feierlichkeiten werden akribisch genau geplant und bis ins letzte Detail vorbereitet.
Erfahren Sie in diesem Artikel alles über die wichtigsten Feste in Schweden, die jeweiligen Traditionen und Bräuche sowie die kulinarischen Köstlichkeiten!
Feiern mit Genuss – Feste in Schweden
Gefeiert wird in Schweden stets mit Genuss. Jedes Fest hat seine ganz eigenen kulinarischen Spezialitäten, die den besonderen Charakter des Tages symbolisieren sollen. Die schwedischen Festessen sind nicht nur außergewöhnlich, sondern auch im Vergleich zur sonst so einfachen Hausmannskost sehr pompös.
Während sich die Schweden zu Weihnachten auf die warme Stube freuen, genießt man während des Sommers die langen Tage. Alle Sommerfeste, die stattfinden, werden im Freien ausgetragen, meist auf Plätzen, die den Mittelpunkt eines Ortes präsentieren.
Die warmen Sommertage und die Feierlichkeiten, die an diesen stattfinden, werden im Kreise der Familie genossen. Jung und Alt zieht es zum Grillen an den Strand oder auf die hauseigene Veranda.
Feste in Schweden
Ostern in Schweden
Auch wenn man Ostern in Schweden bis heute ohne Osterhasen feiert, gehört es zu den schönsten Festen des Jahres. Überall in Schweden werden Birkenzweige ins Haus geholt, die dann mit bunten Hühnerfedern und kleinen, bunten Eiern geschmückt werden.
Zu den Festtagen verkleiden sich die Kinder als Hexen oder als Osterweiber. Dann wird mit alten Kleidern, Kopftuch und rotgemalten Wangen in der Nachbarschaft von Haus zu Haus gegangen. Bereits am Gründonnerstag ziehen sie mit einem Besen in der Hand und einem oft schaurigen Hexenkostüm von Tür zu Tür.
Mit lustigen Sprüchen und kleinen Anekdoten sammeln sie Süßigkeiten und Geld. Der Besen der Paskkärringar, wie die Hexen in Schweden bezeichnet werden, soll an die einstige Geschichte erinnern.
Überlieferungen zufolge sollen einst Hexen während der Ostertage mit dem Besen zum Blakulla, dem Blocksberg, geflogen sein. Auf diesem stellten sie sich dem Teufel. In der Geschichte verbanden die Schweden das Osterfest mit einer langen Fastenzeit.
Auch wenn diese Tradition infolge der Reformation verlorengegangen ist und heute nur noch vereinzelt zu finden ist, werden während der Festtage „Semlor“ gereicht. Die süßen und gefüllten Krapfen gelten als sehr sättigend und halfen einst dabei die lange Fastenzeit zu überbrücken.
Ostereier werden sehr gerne zum eingelegten Hering, dem mit Abstand beliebtesten Ostergericht, gegessen. Den bei uns in Deutschland so beliebten Osterhasen aus Schokolade, kannte man bis vor einigen Jahren in Schweden überhaupt nicht. Diese deutsche Tradition ist erst in den letzten Jahren nach Schweden gekommen.
Mittsommer – der längste Tag im Jahr
Alljährlich feiert man in Schweden Mittsommer. Mit einem tosenden Fest genießt man den längsten Tag des Jahres und leitet die Sommersonnenwende ein. Mittsommer gilt als eines der wichtigsten Feste im Land und wird sowohl in den Städten als auch in den kleinen Dörfern gefeiert.
Bevor die Feierlichkeiten beginnen, pflücken die Einheimischen Blumen und sammeln Birkengrün. Anschließend schmücken sie gemeinsam mit Freunden und Familie den Maibaum. Die Feierlichkeiten und das Aufstellen des Majstang werden von zahlreichen Volkstanzdarbietungen und Volksmusik begleitet.
Im Grünen oder im eigenen Sommerhaus treffen sich Familienmitglieder und Freunde zum kulinarischen Genuss. Gereicht werden schwedische Kartoffeln und verschiedenste Heringszubereitungen.
Frische Erdbeeren, Bier und traditionell schwedischer Schnaps runden den Gaumenschmaus ab. Traditionell präsentiert sich die Mittsommernacht von einer magischen Seite. Der Legende zufolge kann man in dieser Nacht das romantische Violinenspiel vom Neck, einem schwedischen Wassergeist, erlernen.
Zudem sollen nach schwedischer Tradition partnerlose Mädchen auf sieben verschiedenen Wiesen sieben unterschiedliche Blumen pflücken. Gebunden zu einem Strauß müssen diese unter das Kopfkissen gelegt werden. Während des Schlafens träumen sie schließlich von ihrem zukünftigen Mann.
Das Krebsfest (kräftskiva)
Im August findet mit dem Krebsessen ein Fest statt, das man in Schweden mit rituellem Eifer begeht. Bereits seit dem 19. Jahrhundert wird das Fest gefeiert. Die Ursprünge des Krebsessens lassen sich auf die einstigen Fangbeschränkungen zurückführen, die für schwedische Flusskrebse galten.
Aufgrund der geringen Bestände durften Fischer ausschließlich im Herbst in der Zeit von zwei Monaten die beliebten Flusskrebse fangen. Nachdem durch den starken Fang die Krebsbestände in Schweden nahezu komplett ausgerottet waren, musste man Tiere aus der Türkei, Spanien und den USA importieren.
Schließlich setzte man Krebse aus den USA in den schwedischen Gewässern aus. Durch die gute Akklimatisierung vermehrten sich die US-amerikanischen Krebse schnell und die Bestände gewannen an Größe. An diesen Erfolg wird bis heute mit dem Krebsessen im August erinnert.
Beim traditionellen Kräftskiva wird der Tisch traditionell mit Papiertischdecke und Papptellern gedeckt, darüber leuchten Papierlampions und die Festteilnehmer tragen bunte Papphüte und Lätzchen aus Papier.
In der Mitte der Tafel thront eine Pyramide aus Flusskrebsen bzw. Kaisergranaten, um biologisch genau zu sein, die darauf warten, mit Brot, Butter und Västerbotten-Käse verspeist zu werden. Die dazugehörigen Getränke sind Bier oder Wein und der obligatorische Schnaps.
Gepult und gegessen werden die kalten Schalentiere mit den Fingern und auch das bisweilen laute Ausschlürfen des Dillsuds gehört ganz einfach dazu. Manche Schweden pflegen zudem den Brauch, zu jedem Krebs einen Schnaps zu trinken, der generell von einem fröhlichen Trinklied begleitet wird.
Meist ist ein Krebsfest eine private oder familiäre Veranstaltung. Schweden-Besucher haben aber dennoch vielerorts die Möglichkeit, an einer solchen Feier teilzunehmen.
In der Region Skaraborg, die zwischen den beiden großen Seen Vänern und Vättern liegt, gibt es beispielsweise zahlreiche Angebote und Veranstaltungen rund um die leckeren Schalentiere – angefangen beim Krebse selber fangen bis hin zu Krebsfesten in kleiner oder großer Runde oder sogar während einer Floßfahrt.
Eines der größten und bekanntesten Krebsessen findet alljährlich in Malmö statt. Die südschwedische Stadt lädt im Rahmen vom Malmöfestivalen zum öffentlichen Krebsessen auf dem Markt ein.
Unser Rezepttipp:
Etwa 1-1,5 kg lebende Krebse zunächst ein paar Stunden zum Reinigen in kaltem Wasser einlegen, das Wasser zwischendurch mehrmals austauschen. Dann ca. 3 l Wasser mit 125 g grobem Salz und 1 Esslöffel Dillsamen aufkochen.
Darin ca. ½ kg Dillspitzen 5 Minuten lang kochen, dann wieder entfernen und stattdessen die Hälfte der abgetropften Krebse in den Sud geben. Diese so lange bei geschlossenem Deckel ziehen lassen, bis das Wasser aufkocht und dann wieder entnehmen.
Nun folgt die zweite Hälfte der Krebse mit gleicher Prozedur. Sobald das Wasser wieder kocht, werden sie allerdings nicht entnommen, sondern die erste Hälfte der Krebse wird dem Sud beigefügt – ebenso wie ein ½ kg frische Dillspitzen.
Das Ganze bei geschlossenem Deckel etwa 3 Minuten köcheln lassen. Den Topf dann schnell im Wasserbad abkühlen und anschließend über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen. Guten Appetit!
Luciafest – der Lichtblick während des Winters
Während man im Sommer die Mittsommernacht feiert, präsentiert sich mit dem traditionellen Luciafest im dunklen Dezember ein kleiner Lichtblick. Am 13. Dezember sorgt die weiß gewandte Lucia, die einen Lichterkranz auf dem Kopf trägt, für angenehm helle Stunden.
Die Heilige Lucia bringt bis heute in den schwedischen Familien die Lussekatter. Das traditionelle Hefegebäck wird mit Safran gewürzt. Rosinen sorgen für eine angenehme Süße und das besondere Geschmackserlebnis.
In vielen Familien wird zu den Lussekatter bis heute der Glögg serviert. Das Heißgetränk ist dem in Deutschland bekannten Glühwein sehr ähnlich und besticht durch einen angenehm fruchtigen Geschmack.
Da das Luciafest im Kreise der Familie gefeiert wird, ist der Glögg meist alkoholfrei und wird von Hand zubereitet. In ihm finden sich neben zahlreichen Rosinen Mandeln, die zu den wichtigsten Zutaten der schwedischen Backkunst gehören.
Anschließend begibt sich die Heilige Lucia auf eine Reise durch die Schulen und öffentlichen Einrichtungen der Orte. Dabei wird sie von einem sehr abwechslungsreichen, nicht zuletzt auch amüsanten Gefolge begleitet.
Zu ihrem Gefolge gehören ein Wichtel, der eine Laterne trägt, Jungfrauen und die Sternbuben. Die Stjärngrossar tragen Spitzhüte auf dem Kopf und werden vom traditionellen Gewand geschmückt.
Gemeinsam mit ihrem Gefolge präsentiert sich Lucia als Chor in den Straßen. Gesungen wird das traditionelle Lucia-Lied, das in den schwedischen Straßen und Häusern Adventsstimmung einziehen lässt.
Schwedische Weihnacht – das wichtigste Fest des Jahres
Noch heute ist Weihnachten das wichtigste Fest in Schweden. Es wird im Kreise der Familie gefeiert. Auch wenn es dem deutschen Weihnachtsfest sehr ähnlich ist, ist die Stimmung eine andere. So feiert man Weihnachten in Schweden weniger besinnlich als vielmehr sinnenfroh.
Der wichtigste Feiertag ist der Heilige Abend, der im Zeichen der Familie steht. Die Weihnachtsvorbereitungen beginnen in Schweden bereits im November. An den letzten Novembertagen werden Geschäfte und Häuser weihnachtlich geschmückt.
Allerorts verbreiten Kerzen eine angenehme Atmosphäre. Mit dem ersten Adventssonntag beginnt im nordeuropäischen Land die langersehnte Weihnachtszeit. Nach dem Besuch der Kirche wird in den Familien die erste Kerze angezündet.
Die verbleibenden Tage werden für die Weihnachtsvorbereitungen genutzt. Der traditionelle Julkuchen und die bekannten Lussekatter verbreiten im Haus ein weihnachtliches Aroma.
Dem Glauben nach werden die Menschen bei den zahlreichen Weihnachtsvorbereitungen durch die Tomtes unterstützt. Die guten Hauswichtel werden am Heiligen Abend mit einem traditionellen Milchbrei für ihre Hilfe belohnt.
Der Milchbrei wird von den Familien vor die Tür gestellt. Auch wenn die Tomtes bis heute noch niemand gesehen hat, dürfen sie am Heiligen Abend nicht vergessen werden. Wer es versäumt, den Milchbrei vor die Tür zu stellen, wird im neuen Jahr mit Unglück bestraft.
Für die Bescherung ist in Schweden der Jultomte zuständig. Er ist der gute Wichtel, der in der heimischen Scheune lebt und über die Familie wacht. Mittelpunkt des schwedischen Weihnachtsfestes ist der Weihnachtsbaum.
Dieser wird bereits einige Tage vor dem Fest ins Haus gebracht und feierlich geschmückt. Kerzen, Kugeln und Lametta zieren seine Äste und verbreiten weihnachtliche Stimmung. Alternativ wird zu Strohfiguren, Fähnchen und zahlreichen Girlanden gegriffen. Traditionell wird der Weihnachtsbaum mitten im Zimmer aufgestellt.
Für kulinarischen Genuss sorgt das traditionelle Weihnachtsessen, zu dem Wurst und Schinken ebenso gereicht werden wie Sülze und Hering. Grütze in den verschiedensten Formen und die bekannte Julkorv, eine Art Bratwurst, runden das Weihnachtsessen ab.
Zum reichhaltigen Buffet wird das Julmust gereicht. Bei diesem kann es sich um eine besondere Limonade oder auch um das Weihnachtsbier handeln. Nach dem Essen erfolgt die Bescherung durch den Jultomte.
Traditionell bleiben sowohl die Fenster als auch die Türen zum Heiligen Abend in Schweden geöffnet. So haben Freunde und Nachbarn die Möglichkeit kleine Geschenke in die Wohnstuben zu werfen.
Silvester in Schweden – der tosende Jahreswechsel
Ausgelassen und oftmals außergewöhnlich tosend feiern die Schweden den Jahreswechsel. Während die Weihnachtstage im Kreise der Familie verbracht werden, feiert man Silvester mit Freunden und Bekannten.
Angestoßen wird üblicherweise mit Sekt. In vielen Regionen Schwedens gehört ein farbenfrohes Feuerwerk ebenso zu Silvester wie ein abwechslungsreiches Festessen. Gereicht werden Hummer und Austern und zahlreiche andere internationale Köstlichkeiten.
Ein wichtiger Bestandteil des Jahreswechsels sind die Neujahrsversprechen, die im Freundeskreis gesammelt werden. Die Schweden genießen Silvester in feiner Kleidung zuhause oder in einem geschmückten Restaurant.
Der schwedische Nationalfeiertag
Kulinarische Spezialitäten und eine gesunde Dosis Nationalstolz sind am 6. Juni vorherrschend in Schweden. Alljährlich wird an diesem Tag der schwedische Nationalfeiertag begangen.
Er gehört zu den wichtigsten Feierlichkeiten eines Jahres und wird im Kreise der Familie oder mit Freunden gefeiert. An diesem Tag wird allerorts die schwedische Nationalflagge gehisst.
Zum Nationalfeiertag nehmen die Dampfboote erstmals ihre Fahrt auf. Auch sie werden mit schwedischen Flaggen und zahlreichen bunten Accessoires geschmückt. Auf vielen Booten wird ausgelassen getanzt.
Die öffentlichen Feierlichkeiten werden zum Nationalfeiertag von traditionell schwedischer Musik begleitet. Gereicht werden die bekanntesten schwedischen Speisen, zu denen zahlreiche Heringsvarianten ebenso gezählt werden müssen wie die traditionellen Kartoffelgerichte. Besonders große Feierlichkeiten begleiten den Nationalfeiertag in den schwedischen Städten.
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Credits:
Hans_Chr / depositphotos.com (Silvesterfeuerwerk)