Kostbarkeiten am Strand – 7 Ostsee Strandfunde

Täglich spülen die Wellen der Ostsee neben Seegras und Treibholz die unterschiedlichsten Dinge an Land. Bei genauem Hinschauen sind hier wahre Schätze des Meeres zu entdecken, welche teilweise Millionen von Jahre alt sind und im Volksglauben verschiedenste Bedeutungen aufweisen. So gilt beispielsweise ein gefundener Hühnergott als persönlicher Glücksbringer.

Bei einem gemütlichen Spaziergang am Strand lohnt es sich also den Blick über den Sand schweifen zu lassen, um womöglich ein echtes Fossil zu erspähen. 

7 Ostsee Strandfunde

Nachfolgend stellen wir Ihnen sieben unterschiedliche Ostsee Strandfunde sowie deren Eigenschaften, Aussehen und Bedeutung vor. Wer weiß, vielleicht finden auch Sie in ihrem nächsten Urlaub ein genau solches Fundstück!

1. Bernstein

Bernstein am Strand - Ostsee Strandfunde
Bernstein am Strand – Ostsee Strandfunde

Der Bernstein oder auch “Gold des Meeres” genannt, hat seinen Ursprung vor ca. 40-50 Millionen Jahren in der Braunkohlezeit. Damals war das Gebiet der Ostsee von Nadelwäldern bedeckt und auch die Bernsteinkiefer war hier beheimatet. 

Von diesem Baum stammt die wohl häufigste Art des Bernsteins: Der Baltische Bernstein. 

Tatsächlich handelt es sich bei einem Bernstein also nicht um einen Stein, sondern um fossiles Baumharz. Wenn man Glück hat, sind zudem pflanzliche oder tierische Einschlüsse, sogenannte Inklusionen, im Bernstein zu finden.  

Es gibt ihn von gelb bis braun, rotbraun und schwarz und früher galt er als angesehenes Tausch- und Handelsobjekt. Heute wird der Bernstein hauptsächlich als Schmuckstück getragen

Charakteristische Merkmale eines Bernsteins:

  • Leichter als andere Materialien
  • Schwimmt im Salzwasser an der Oberfläche
  • Geringe Härte
  • Brennbar 

Besonders an stürmischen Wintertagen auf Rügen oder Usedom ist der Bernstein im Spülsaum zwischen Treibholz und Algen zu finden. 

Bei der Suche ist jedoch Vorsicht geboten, denn der Bernstein ähnelt Phosphorklumpen, welche seit dem Zweiten Weltkrieg an einigen Ostseestränden vor allem auf Usedom vorkommen. Diese sind Überreste von Brandbomben, hochentzündlich und können schwere Brandverletzungen verursachen.

2. Seeigel

Aufgrund des Massensterbens von Seeigeln am Ende der Kreidezeit vor etwa 70 Millionen Jahren, ist der Fund eines fossilen Seeigels an der Ostsee keine Seltenheit. 

Häufig werden sie als halbierte Feuersteinkerne gefunden. Kieselsäurehaltige Lösungen sorgten über viele Jahre hinweg für diese Kristallisierung.

Da die schwarzen Stacheln eines Seeigels mit Gewebe verbunden sind, setzt der Prozess der Zersetzung nach Ableben sehr schnell ein und nur der uns bekannte Kern wird später als versteinert vorgefunden. 

Gut erhaltene Exemplare weisen noch die typische Strahlen-Prägung auf der gewölbten Oberfläche auf.

Die Größe und Farbe der fossilen Seeigel variiert sehr stark. Manche sind bis zu 15 cm groß und reichen von den Farben grau zu weiß-grau oder braun. Charakteristisch sind zudem weiße Kalkumrisse. 

Steinige Natur­strände zum Beispiel auf Rügen (Strand von Mukran und an der Kreide­küste) sind ideale Fundorte der für Sammler beliebten Seeigel. 

3. Feuersteine

Feuersteine
Feuersteine – Ostsee Strandfunde

Feuersteine zeichnen sich durch ihre dunkelgraue bis schwarze Farbe und ihre weiße Kruste aus. Kieselsäurehaltiger Schlamm sowie die Überreste von Kiesel­schwämmen und Kiesel­algen sind für die Entstehung der Feuersteine verantwortlich. 

Während der Eiszeit kamen sie an die deutschen Ostseeküsten, wo sie bis heute besonders an den Steilküsten (z.B. auf Rügen im Naturschutzgebiet Schmale Heide) in den verschiedensten Formen und Größen zu finden sind. 

Schon in der Steinzeit nutzten die Menschen Feuersteine zu ihren Vorteilen. Das leichte Splittern dieser Steine lässt scharfe Kanten entstehen, weshalb sie als Werkzeuge und Waffen zum Einsatz kamen. 

Wie der Name zudem verrät, ist es durch Aneinanderschlagen zweier Feuersteine möglich, ein Feuer zu entzünden.

4. Donnerkeil

Als Donnerkeile bezeichnet man die fossilen Schalen der Belemniten – der Tintenfische aus der Urzeit, welche am Ende der Kreidezeit ausstarben. 

Die zylindrische, spitz zulaufende Form und die gelblich-braune Farbe zeichnen diese Fossilien aus. Sie liegen meist im weichen Sediment und werden erst durch die an der Ostsee bekannten Herbst- und Frühlingsstürme freigelegt und an den Strand gespült. 

Hier werden sie oft in kleinen Stücken vorgefunden. Wer also ein ganzes Fossil entdeckt, kann sich glücklich schätzen. 

Früher glaubte man, der Donnergott schleudere die Donnerkeile auf die Erde und als Schutz vor einem Blitzeinschlag, bewahrten die Menschen einen Donnerkeil unter ihrem Dach auf. Außerdem sollte ein Donnerkeil einen Hexenschuss vorbeugen, wenn man ihn bei sich trägt. 

Auch heute noch werden sie in einigen Kulturen als Amulett gegen plötzlich auftretende Rückenschmerzen getragen oder zerstoßen als Medizin genutzt. Donnerkeilen wird zudem eine heilende Wirkung bei Blasen- und Nierenbeschwerden oder Magenproblemen zugesprochen. 

5. Hühnergötter

“Hühnergott” ist die Bezeichnung für einen Stein mit einem durchgehenden Loch, das auf natürliche Weise entstanden ist – meist sind dies Feuersteine. 

Durch Brandung, Verwitterung und Reibung mit Sand, lösen sich Einschlüsse in den Steinen und es entstehen Hohlräume und Löcher. 

Sie gelten als wahre Glücksbringer und haben eine schützende Wirkung auf den Menschen. 

Im Volksglauben haben diese Steine unterschiedliche Bedeutungen. So sollen sie z.B. die Legefreudigkeit der Hühner erhöhen, kranke Haustiere heilen oder vor Unheil beschützen. 

Kein Erfolg gehabt bei der Suche? Kein Problem! 

Es ist nicht immer leicht einen Hühnergott zu finden und oftmals spielen Wetterbedingungen eine große Rolle. Viele Souvenirläden an der Ostsee verkaufen Hühnergötter, welche als Mitbringsel, Schmuckstück oder Stiftehalter genutzt werden können. 

6. Muscheln

Muscheln am Ostseestrand
Muscheln am Strand – Ostsee Strandfunde

Ein Strand ohne Muscheln ist fast undenklich – so gibt es auch an der Ostsee typische Muschelarten, die gerne als Souvenir oder Dekorationszwecke gesammelt werden. Aufgrund des geringen Salzgehaltes der Ostsee sind die Muscheln hier allerdings meist kleiner und auch das Aufkommen ist nicht so groß wie anderswo. 

Die häufigsten Muschelarten an der Ostsee:

(Gemeine) Herzmuschel

  • feste, stabile und stark gewölbte Schale
  • gerippte Oberfläche
  • lebt ein bis drei Zentimeter tief im Meeresboden vergraben 

(Gemeine) Miesmuschel

  • blau-schwarz gefärbte Schale
  • bilden dicht an dicht  Muschelbänke am Meeresgrund 
  • Form: nach vorne hin zugespitzt und hinten abgerundet 

Sandklaffmuschel 

  • weiß gefärbt mit konzentrischen Streifen
  • ovale Form, die am hinteren Ende spitz zusammenläuft
  • Schalen der Muschel klaffen auseinander, deshalb der Name
  • vergräbt sich bis zu 30 Zentimeter im Meeresboden 

Baltische Plattmuschel 

  • dreieckig bis oval gewölbt
  • innen ist sie rot, rosa oder gelb gefärbt – wird deshalb auch “Rote Bohne” genannt
  • von außen reichen die Farben von gelb, grün, rot und braun mit weißen Streifen 

7. Seeglas

seeglas am strand
Seeglas am Strand – Ostsee Strandfunde

Bei Seeglas, Meerglas oder auch Strandglas handelt es sich im Grunde genommen um im Meer entsorgten Müll. Die bunten “Steinchen”, welche meist in den Farben Weiß, Braun oder Grün zu finden sind, gewinnen jedoch immer mehr an Beliebtheit und werden häufig zum Basteln oder in der Schmuckherstellung verwendet. 

Seeglas stammt meist von ins Meer geworfenen Flaschen, Schiffswracks oder in Küstennähe ansässigen Mülldeponien. Durch den Kontakt mit Salzwasser, Steinen und Sand wurden diese Glasscherben über längere Zeit geschliffen. 

Das Resultat: Runde Kanten sowie eine matte und raue Oberfläche

An der Ostsee ist Seeglas insbesondere im Spülsaum zwischen Seegras und Tang vorzufinden. Oft sind diese Steinchen sehr klein, weshalb man genau hinschauen muss. Die auffälligen Farben erleichtern die Suche jedoch ein klein wenig und vielleicht lässt sich auch ein selteneres blaues Exemplar finden. 

Fazit 

An den Ostseeküsten gibt es viele Kostbarkeiten zu entdecken! Es lohnt sich also während einem Spaziergang am Strand etwas genauer hinzuschauen. Möglicherweise hat man das Glück und findet seltene Fossilien wie einen Donnerkeil oder einen versteinerten Seeigel.

Auch Bernstein, welcher oftmals als Schmuckstück getragen wird, ist an einigen Stränden der Ostsee zu finden. Die Suche nach dem persönlichen Talisman bringt Spaß für die ganze Familie

Die häufigsten Fragen von Reisenden

Wo ist Seeglas an der Ostsee zu finden?

An der Ostsee ist Seeglas häufig im Spülsaum zu finden. Dies ist ein Bereich am     Ufer, an dem sich angeschwemmte Tier- und Pflanzenreste wie Tang und Seegras sammeln.

Wie entsteht ein Hühnergott?

Bei einem Hühnergott handelt es sich um einen Stein mit einem Loch, welches auf natürliche Weise entstanden ist. Es entsteht, wenn sich Einschlüsse im Stein (z.B. Kreide oder Kristalle) durch Brandung, Verwitterung und Reibung herauslösen.

Wieso ist Bernstein an der Ostsee zu finden?

Bernstein ist an der Ostsee zu finden, da das Gebiet vor 40 – 50 Millionen Jahren von Nadelwäldern bedeckt war.

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Ich bin absoluter Skandinavien-Fan und reise schon seit über 12 Jahren in die schönen Länder Skandinaviens. Hier teile ich meine Erfahrungen und Tipps zu den skandinavischen Ländern und der Ostsee-Region.