Finnland und die Sauna – der Schlüssel zur finnischen Alltagskultur

Finnland ist als das Land der tausend Seen und die Heimat der Sauna bekannt. Kaum ein anderes Element ist ein so wichtiger Bestandteil der finnischen Alltagskultur wie die Sauna.

Eine Sauna in Finnland
Eine Sauna in Finnland

Sie gilt als Schlüssel zur finnischen Kultur und als wichtiges Element der nordeuropäischen Lebensqualität.

Die Popularität, die der Saunakultur in Finnland entgegengebracht wird, ist heute so groß, dass neben speziellen finnischen Saunen auch Traditionen der Schwitzstube auf internationaler Ebene Fuß fassen konnten.

Doch alle diejenigen, die in einer deutschen Wellness-Oase das Saunabad nach Gebrauchsanweisung und Sanduhr planen, sollten das bereits Gelernte vor Eintritt in die finnische Sauna vergessen.

In Finnland wird gern über den Firlefanz gelacht, der sich zum Thema Sauna weltweit etablieren konnte.

Dabei ist das Gelächter gegenüber Sanduhr und Co nicht unbegründet. Letztlich gehört das Saunieren bei den Finnen zum Leben.

Bereits im Kleinkindalter werden die doch eigentlich so kühlen Finnen der traditionellen Schwitzstube nahe gebracht. In den Saunen des Landes ist all das erlaubt, was dem Einzelnen gut tut.

So sucht man in Finnland strenge Zeitpläne vergebens und auch in Sachen Abkühlung darf man selbst entscheiden, wann genau diese erforderlich ist.

Doch so präsent wie die Lockerheit und die Coolness im Umgang mit der Sauna sind, so wichtig ist auch das Lob an den Gastgeber, das noch immer „Sauna oli hyvää!“ ist.

Finnische Sauna
Eine finnische Sauna

Der weltweite Siegeszug der finnischen Sauna

Längst gehört die finnische Sauna zur guten Manier weltweiter Wellness-Oasen, doch der Siegeszug der traditionellen Schwitzstube begann nicht erst vor wenigen Jahren.

Bereits vor rund 2000 Jahren wurden die Weichen für die finnische Sauna gelegt. Als die Finno-Urger vom nördlichen Ural in das heutige Gebiet Finnlands kamen, wollten sie es sich nach ihrem langen Marsch gemütlich machen.

Bereits im fernen Russland froren sie so sehr, dass ihnen das Lagerfeuer nicht ausreichend Wärme spenden konnte.

Also widmeten sich die Finno-Urger dem Bau der ersten Sauna. Vermutlich handelte es sich bei ihr um ein Zelt oder eine Hütte, in dem sich ein Feuer befand. In den Flammen erhitzten die Menschen Steine.

Anschließend wurde das Feuer gelöscht und die Luken von Zelt oder Hütte geschlossen. Schnell verbreitete sich eine wohle Wärme, in der sich die Finno-Urger wohlfühlten.

Zugleich motivierte die Wärme zum Schwitzen, was wiederum die Poren reinigte. Diese Form der Körperreinigung war für die Finno-Urger überaus praktisch, denn zu der Zeit als sie in Finnland Fuß fassten, suchte man Badezuber und Duschen vergebens.

Diese frühe Form der nordischen Erquickung ist noch heute als Rauchsauna bekannt. Für viele Enthusiasten ist die Rauchsauna die unübertroffene Mutter aller Schwitzstuben.

Erst in den folgenden Jahrhunderten widmete man sich der Verfeinerung der einst doch so einfachen Sauna.

Auf diesem Weg wurde der erste Ofen aus Gusseisen oder Stein erfunden. Für das mittelalterliche Finnland war die Erfindung eines solchen Ofens ein entscheidender Schritt nach vorn.

Die ersten Exporte und Nachahmungen ließen nicht lange auf sich warten. Vor allem in Schweden und Russland schlossen sich viele dem Bau der ersten Saunaöfen an. Der Ofen wurde in Finnland schließlich mit einem Ofenrohr ergänzt.

Durch dieses war es erstmals möglich, rauch- und rußfrei zu saunieren. Doch Temperaturen von 90 Grad oder mehr waren im einstigen Finnland nicht mehr als ein Wunschgedanke.

Nachdem die ersten Öfen in den finnischen Saunen Einzug hielten, widmeten sich die Einheimischen der Anwendung von Birkenreisig.

Das Birkenreisig wurde kunstvoll gebunden und hatte einen unverwechselbar aromatischen Geruch. Es wurde gezielt für das Schlagen auf den Schwitzenden eingesetzt und sorgte für eine gesundheitsfördernde Blutzirkulation.

Die Sauna wird zum finnischen Kulturgut

Über Jahre hinweg war die Sauna in Finnland nicht mehr als ein Bestandteil des bäuerlichen Wesens. Trotz dieser Stellung rettet der Nationalismus im 19. Jahrhundert das rein bäuerliche Saunawesen vor dem moralisierenden Zugriff der Kirchen.

Mangels anderer urfinnischer Traditionen erklärten Patrioten der ersten Stunde die bis dahin steinzeitliche Schwitzhütte zum Jungbrunnen des Landes. Schnell entwickelte sich die Sauna für die Finnen zudem, was für die Briten der mannhafte Segeltörn war.

Rasch entwickelte sich der Besitz einer eigenen Sauna für die Einheimischen zu einer Art vaterländischem Statussymbol. Zu dieser Zeit wurde auch der Brauch begründet, dass politische Männerschaften beim Besuch in der Schwitzhütte besiegelt wurden.

Eine der bekanntesten Persönlichkeiten, die mit der Sauna in Finnland in Verbindung steht, ist Urho Kekkonen. Er verhandelte gemeinsam mit dem sowjetischen Staatschef Nikita Chruschtschow mit Vorliebe in der Sauna.

Galten die positiven Einflüsse der Sauna lange Zeit lediglich als Mythen, sind die gesundheitlichen Vorteile der hölzernen Gluthölle längst geklärt.

Die positive Wirkung der Sauna

Schon früh stand für die Finnen fest, dass der Besuch der Sauna auf Körper und Geist eine angenehme Wirkung hatte.

Doch was zu Beginn nicht mehr als eine Vermutung war, konnte mittlerweile medizinisch belegt werden. Heute ist allseits bekannt, dass das Saunabad zum einen der Abhärtung und zum anderen der Vorbeugung gegen Erkältungen dient.

Zugleich ist das Saunieren ein Kreislauftraining, muskuläre Entspannung und Hauttonisierung. Außerdem befördert das Saunabad die Libido, was durchaus ein Grund für die immense Popularität der Schwitzhütte sein dürfte.

Die Luftfeuchtigkeit, die entscheidend für das Schwitzen verantwortlich ist, wird reguliert, in dem Wasser mit einer Schöpfkelle auf die glühenden Steine gegeben wird.

Diese traditionelle Handhabung hat sich bis heute bewahren können und kommt in vielen Saunen zum Einsatz. Wer in Finnland eine Sauna besucht, muss sich nicht an einen Zeitplan halten.

Sobald das Saunabad unangenehm für den eigenen Körper wird, kann man die Schwitzhütte ohne schlechtes Gewissen verlassen.

Unerlässlicher Bestandteil der gesamten Zeremonie ist die anschließende Abkühlung. Vor allem während der Abendstunden ist dieses Ritual eine Wohltat für die menschliche Seele.

So gibt es kaum etwas schöneres, als im Abendlicht direkt von der Sauna in einen der zahlreichen stillen Seen zu springen. Auch im Winter wird in Finnland nicht auf die Abkühlung nach dem Saunabad verzichtet.

So ist es üblich, dass hierfür ein Loch in das Eis gehackt wird oder sich die Saunagesellschaft im frisch gefallenen Schnee wälzt. Wem beide Varianten zu kalt sind, kann auch die Abkühlung an der Luft wählen.

Jedoch gilt es darauf zu achten, dass man nicht friert. Auch wenn man zum Saunieren nicht zwingend den Weg nach Finnland auf sich nehmen muss, werden diejenigen, die einmal eine Sauna in einem Saunamökki auf dem Land besucht haben, diese Option schätzen lernen.

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Ich bin absoluter Skandinavien-Fan und reise schon seit über 12 Jahren in die schönen Länder Skandinaviens. Hier teile ich meine Erfahrungen und Tipps zu den skandinavischen Ländern und der Ostsee-Region.